Maxwell Smart

sollte eigentlich der beste Freund von Samanta werden, aber Sympathie und Freundschaft lassen sich nicht planen - das hat Smartie mir eindeutig bewiesen!
Ich bekam Smartie von Leuten, denen er zugelaufen war und die sich mit der Zeit entschieden hatten, doch keine Katze in der Wohnung halten zu wollen.
Angeblich sei er ein sehr freundlicher, unkomplizierter Kerl. Naiv und blauäugig, wie ich nun mal war, glaubte ich ihnen natürlich jedes Wort und nahm Smartie mit.

Seine anfänglichen Aggressionen schob ich ganz locker auf die Umstellung seiner Lebensumstände. Smartie signalisiert mir sofort, dass er gerne nach draußen wollte. Da er unsere Hinterhöfe nur mit großen Schwierigkeiten verlassen konnte, erfüllte ich ihm diesen Wunsch sehr schnell. Smartie war auch ganz begeistert und inspizierte sehr gründlich alle Hinterhöfe. Nach 3 Stunden kam er zurück, schlug sich den Bauch voll und legte sich schlafen. Soweit alles in Ordnung, dachte ich. Sammy war sehr angetan davon, wieder einen Gefährten zu haben, was man von Smartie nicht gerade behaupten konnte. Jedes mal, wenn Sammy sich ihm vorsichtig nährte, fauchte und knurrte er sehr böse. Nun ja, dachte ich, das sind Anfangsschwierigkeiten, das wird sich schon geben. Leider entwickelte es sich genau ins Gegenteil.

Smartie wurde immer aggressiver und ging auf Sammy los, als wolle er sie umbringen. Ganz schlimm wurde es , als Garb auf der Bildfläche erschien. Smart ging auf den kleinen zarten Kater los wie ein tollwütiger Kampfhund. Es wurde immer schlimmer. Wenn Garb und Smart sich draußen begegneten, dachte ich jedes mal : Hoffentlich überlebt Garb diesen Angriff! Garb ließ sich jedoch nicht beeindrucken und besuchte seine Mutter Sammy weiterhin.

Eigentlich habe ich schon mit einer Wohnungskündigung wegen Lärmbelästigung gerechnet. Haben sie schon mal erlebt, wie ausgesprochen lautstark sich Katzen prügeln? Bei Smartie können sie ruhig noch 100 db draufschlagen und er hörte überhaupt nicht mehr auf zu schreien und zu prügeln. Sein Verhalten wurde ständig schlimmer, inzwischen ging er sogar auf mich los. Wenn ich es wagte, an ihm vorbei zu gehen, ohne ihm den seiner Meinung nach gebührenden Respekt zu erweisen, hatte ich ihn mit Zähnen und Krallen am Oberschenkel hängen. Das Gut sein und Reden - alles nutzte nichts. Komischer weise liebte Sammy Smartie trotz allem abgöttisch. Wenn er schlief, schlich sie sich an, um in seiner Nähe sein zu können, nur wehe dem, er wachte auf und bemerkte sie! Er rastete dann völlig aus und die Fellbüschel flogen nur so durch die Wohnung. Warum dieser Kater nur um sich biss und kratzte, war mir ein Rätsel.

Fest stand jedenfalls sehr schnell, das er ein echter Streuner war. Smartie konnte natürlich auch der bezaubernste und liebste Kater von der ganzen Welt sein. Wenn von einem Nachbarhaus die Hoftür offen stand, schlüpfte Smartie sofort hinein und maunzte so lange herzzerreißend im Treppenhaus, bis sich jemand erbarmte, die Wohnungstür öffnete und ihn reinließ. Diese Leute riefen mich dann immer an (er hatte ja ein Halsband mit meiner Telefonnummer um) und ich rannte hin, um meinen Streuner nach Hause zu holen. Da dieses Spielchen aber bald zur täglichen Routine wurde, sagte ich den Leuten mit der Zeit nur noch, sie sollen ihn einfach wieder rauslassen, wenn er es fordert oder er sie nervt - er kommt dann schon nach Hause.

Nach einiger Zeit fand Smartie heraus, wie er das Hinterhof-Areal verlassen konnte und ging dann fröhlich in der Stadt auf der Straße spazieren. Sammy rastete jedes mal komplett aus, wenn Smartie on Tour war. An ihrem Verhalten konnte ich ganz genau erkennen, ob Smartie die Hinterhöfe verlassen hatte, oder auf dem Hof in der Sonne lag. Anfangs bin ich mit Sammy zusammen jedes mal auf die Straße gerannt, und habe den Kater gesucht. Jedoch weniger aus Sorge um den Kater, sondern weil Sammy keine Ruhe gab und an schlafen sowieso nicht zu denken war.

Smartie genoss seine Freiheit. Raus zu gehen war nun für ihn kein Problem mehr, nur wie sollte er wieder zurückkommen? Der Kater war aber wirklich schlau und es fehlte ihm nicht an Einfallsreichtum und kreativen Lösungen. So fand er Wege, wieder rein zu kommen, wann immer er wollte. Entweder er sprang er auf die Mülltonnen vorm Haus und von da aus auf das Fenstersims meiner Nachbarn und machte dort so lange Radau, bis sie ihm die Vordertür öffneten und zur Hintertür wieder auf den Hof entließen. Oder er wartete, bis der erste Nachbar morgens das Haus verließ, kam dann angeschossen und stürmte ins Haus. Bald hatte er alle Nachbarn soweit erzogen, dass sie erst mal nach ihm Ausschau hielten, um ihn dann wieder auf den Hinterhof zu lassen, bevor sie wieder ihren eigenen Interessen nachgingen.

Oft, wenn ich am Wochenende tanzen ging und in den frühen Morgenstunden heimkehrte, kam mir mein Katerchen schon entgegen gelaufen und wollte mit rein. Nun gut, könnten sie denken, funktioniert doch alles ganz gut, wo ist das Problem?

Gar nichts funktionierte! Sammy rastete regelmäßig aus, wenn Smartie unterwegs war und brachte mich um meinen Schlaf. Wenn er jedoch nach Hause kam, um sich den Bauch vollzuschlagen und sich auszuschlafen, gab es immer Streit mit Sammy und Garb. Also egal, ob Smartie zuhause war oder nicht, Ärger hatte ich immer. Einmal war Smartie über eine Woche weg, und ich fing an, mir ernsthafte Sorgen zu machen. Normalerweise blieb er höchstens zwei oder drei Tage weg. Also hängte ich überall "Steckbriefe" von ihm auf und hoffte auf die Mithilfe der Bevölkerung. Am nächsten Tag kam dann ein Anruf, dass Smartie bei einer Frau übernachtet hatte, dann aber unbedingt wieder raus wollte, also hat sie ihn wieder auf die Straße entlassen. Diese Frau wohnte nur 3 Straßen weiter, aber Smartie kam nicht nach Hause. Zwei Tage später erhielt ich wieder einen Anruf, nun war Smartie schon 4 km weit entfernt. Ich ging also los und holte ihn ab. Nun musste ich mir eingestehen, dass Smartie offensichtlich nicht mehr bei uns leben wollte. Aber ihn einfach auf der Straße zu lassen, erschien mir keine verantwortungsvolle Lösung zu sein. Wenn er nun überfahren würde, oder krank würde, oder verhungern müsste? Nein, hier musste eine andere Lösung gefunden werden.

Damals arbeitete ich noch an den Wochenenden auf einem Reiterhof, und hatte die Katzen oft mit raus genommen. Smartie fühlte sich dort immer sehr wohl, zeigte keine Aggressionen, weder gegenüber anderen Katzen noch bei Menschen. Ganz im Gegenteil, er war dort immer völlig ausgeglichen, entfernte sich nicht weit vom Reiterhof und ging bei unseren abendlichen Spaziergängen sogar brav bei Fuß. Also rief ich an und fragte, ob sie Smartie aufnehmen würden. Die Besitzerin (Elisabeth) sagte :"Du kannst ihn herbringen, aber ich übernehme keine Verantwortung dafür, dass er auch hier bleibt!" Gut dachte ich, dann wird Smartie jetzt umziehen.

Smartie ist die einzige Katze die ich kenne, die wirklich gerne Auto fährt. Ich brauche nur die Autotür zu öffnen und er springt rein, macht es sich auf der Hutablage bequem und schaut entspannt aus dem Fenster. In Schneeren ließ ich ihn raus und er legte sich genüsslich auf einen Mühlstein in die Sonne. Gut dachte ich, das Problem wäre gelöst. Hier fühlt er sich wohl, er kann relativ gefahrlos herum streunern, ganz wie es ihm beliebt. Ich ließ noch ein paar Dosen Katzenfutter da und fuhr beruhigt nach Hause.

Sammy war das übliche Nervenbündel, auch für sie musste ich mir noch eine Lösung einfallen lassen.

Täglich rief ich auf dem Reiterhof an und fragte nach Smartie. "Jo, dem geht es gut, der hat sich bei den Kindern einquartiert." Diese Antwort bekam ich täglich und wurde nun langsam stutzig. Von Unruhe getrieben fuhr ich hin. Smartie lag unter dem Bett der Kinder und kam gar nicht mehr raus, nicht einmal zum Fressen. Als ich ihn unter dem Bett hervor zerrte, traf mich traf ein Gestank wie von Verwesung. Eindeutig, der Kater war schwer krank - also ab ins Auto und zum Tierarzt.

Ich machte mir wenig Hoffnungen, dafür aber um so mehr Vorwürfe, das ich nicht jeden Tag rausgefahren und nach ihm gesehen hatte. Der Tierarzt sagte, Smartie habe eine schlimme Virusinfektion, und er wolle noch mal versuchen, ihn durch zu bekommen. Smartie roch, als wäre er schon lange Tod, und so bat ich den Tierarzt, ihn lieber von seinem Leiden zu erlösen. Nein, sagte der Tierarzt, wir versuchen es! Also bekam Smartie ein Spritze und wir gingen nach Hause. Eine Stunde später schlief Smartie für immer in meinem Arm ein....

Sammy war nicht in der Wohnung und erlebte Smartie's Tod nicht mit. Wochen später suchte sie noch nach ihm.