Samanta - Josephine

Ich mag keine Katzen. Diese Tiere sind falsch, gemein und absolut unberechenbar. In einem Moment schnurren sie und wollen, dass man ihnen den Bauch krault, und im nächsten krallen sie zu. Nein, eine Katze kam für mich als Haustier nicht in Frage.

Sammy Es war Sommer. Ich saß auf der Fensterbank des geöffneten Schlafzimmerfensters, ließ mich von der Sonne wärmen und las ein Buch. Auf den Hinterhöfen war alles still und friedlich. Plötzlich schreckte mich ein lautes Gemaunze hoch. Direkt unter mir saß das erbärmlichste Geschöpf, das mir je begegnet war. Ein Häufchen Knochen, zusammengehalten von einem viel zu großem schwarzen struppigem Pelzmantel. Sollte dieses grauenhaft aussehende Wesen etwa eine Katze sein? Sie sah mich an und schimpfte geradezu mit mir. Es war kein freundlich bettelndes "Miau, hast du mal ein Leckerschmeckerchen für mich?" Nein, es war mehr ein "Gib mir sofort was zu fressen - sonst passiert hier gleich was!" Natürlich hätte ich das Tier einfach verscheuchen können, aber ihr Anblick war so traurig, so ausgehungert, dass ich einfach Mitleid mit ihr haben musste.

Sammy Also schaute ich in den Kühlschrank, was ich diesem Geschöpf geben könnte. Nun war ich nie ein großer Fleischesser, also fand ich nur etwas Käse und Milch. Nun ja, dachte ich, besser als nichts. So bewaffnet ging ich auf den Hof und stellte die Futterschalen auf den Boden. Das schwarze Ungeheuer fauchte mich böse an, woraufhin ich brav ein paar Schritte zurückwich. Sie stürzte sich auf das Futter, verschlang es und war ohne ein Dankeschön so plötzlich verschwunden, wie sie aufgetaucht war.

Sammy Gut so, dachte ich. Wenn du keinen Dosenöffner hast, kannst du gerne zum Essen kommen, aber aufnehmen werde ich dich nicht! Da ich mit weiteren Besuch dieser Katze rechnete, kaufte ich "brav" ein paar Dosen Katzenfutter ein ... und der schwarze Teufel enttäuschte mich nicht. Von nun an kam sie jeden Tag, wurde langsam zutraulicher und nahm auch sichtlich an Körpervolumen zu. Wir gewöhnten uns immer mehr aneinander, das Vertrauen wuchs. Nach ein paar Tagen gab ich ihr einen Namen - ein erstes Zeichen, dass ich sie akzeptierte. Samanta - Josephine = Sammy Jo, fand ich für sie sehr passend, denn ihr Fell glänzte jetzt wie schwarzer Samt.

Eines Tages kam sie dann durch's offene Fenster direkt in meine Wohnung spaziert und wollte nun ihre Mahlzeiten drinnen einnehmen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Sammy Füttern - ja, zusammenleben - NEIN! Ich hatte damals noch drei Chinchillas und große Befürchtungen, dass sie meine kleinen Lieblinge als Beutetiere ansehen würde. Tja, eigentlich hätte ich damit rechnen müssen, das Sami bei mir richtig einziehen wollte, und nun war es halt soweit. Gut sagte ich, Du kannst in die Wohnung, wenn ich zuhause bin und die Chinchillas in ihrer Voliere sind.

Sammy & Nina Von nun an schlief Sammy jede Nacht in meinem Arm und wich mir auch ansonsten nicht mehr von der Seite. Sie freundete sich sogar mit den Chinchis an, was ich nie für möglich gehalten hätte. Da ich über keinerlei Erfahrungen mit Katzen verfügte, wunderte ich mich über ihre dicken Zitzen. Aber Junge konnte sie doch nicht haben, die würde sie doch nicht so lange alleine lassen, oder? Jetzt konnte sie auch nicht schwanger sein, auf unseren Höfen lebte damals kein Kater, und das sie die Höfe verlässt war unwahrscheinlich.

Sammy Sie müssen sich das so vorstellen : 12 Häuser stehen in einem Rechteck zusammen und jedes hat einen Hinterhof. Es gab nur einen Weg nach draußen, und das war eine Autoeinfahrt, die immer verschlossen war. Sie wurde wirklich nur dann geöffnet, wenn das eine Auto raus oder reingefahren wurde. Wenn Sammy also den Moment des Öffnens abwarten würde, um mit rauszuschlüpfen, wie sollte sie dann wieder rein kommen? Auf der Straße sitzen und warten, bis das Auto zurückkehrt? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Für mich war dies alles ein echtes Rätsel. Ihre Zitzen sahen aber von Tag zu Tag mehr danach aus, als ob sie wirklich Junge säugen würde. Tja, ich fand das alles recht seltsam und wartete eigentlich darauf, dass sie ihre Jungen mit zu mir bringen würde, aber dass tat sie nicht.

Sammy Ein paar Tage später saß ich mit Sammy auf dem Hinterhof, als eine Nachbarin mich ansprach :"Ist das ihre Katze?" "Schwer zu sagen, irgendwie schon" antwortete ich und erzählte ihr von Sammies Einzug in meine Wohnung. "Warum fragen Sie ? Sind Katzen hier im Hause nicht erlaubt?" "Das nicht, aber die Kinder dieser Katze leben zwei Höfe weiter, und die Bewohner dort suchen verzweifelt nach dem Katzenbesitzer." "Na, dann werde ich wohl gleich mal rüber gehen, und mit den Leuten sprechen."

Sammy Gut, dass meine Nachbarin mir das erzählt hatte. Die Bewohner des Nachbarhauses hatten nämlich beschlossen, Sammy am nächsten Tag ins Tierheim zu bringen, das eine Katzenkind sollte zu Bekannten nach Kirchrode und das andere wollten sie selber behalten. Na, da kam ich ja gerade noch im rechten Moment. Wir einigten uns dann sofort, das Sami bei mir bleibt und ihre beiden Jungen so aufgeteilt werden, wie es bereits beschlossen war. Das Nachbarmädchen Katja nahm also den kleinen Kater "Garb" mit zu sich und das anderer Junge wurde verschenkt.

Sammy & Nina Sammy litt sehr unter der Trennung von ihren Jungen tröstete sich dann mit den Chinchillas, die sie als Ersatzkinder bemutterte. Mit der Zeit wurde es allerdings mit den Chinchillas zu schwierig und ich gab sie nach Hoyaswerder in den Zoo ab. (siehe Tiere / Nager / Chinchillas).

Als Sammy nun so ganz alleine war, wurde sie sehr unglücklich. Sie rannte ständig maunzend in der Wohnung rum und suchte ihre Ersatzkinder. Von Tag zu Tag wurde sie unruhiger und nervöser. Ihr Sohn Garb war inzwischen ausgewachsen und holte seine Mutter jeden Abend zu einem Sparziergang ab. Anschließend schliefen sie zusammengekuschelt in meiner Wohnung. Doch jeden Morgen ging Garb nach Hause und Sammy war den ganzen Tag wieder allein.

Sammy Man sagt ja, das Katzen Einzelgänger sind, aber für Sammy traf diese Aussage absolut nicht zu. Immer, wenn Garb sie alleine ließ, drehte sie völlig durch. So konnte das nicht weitergehen und ich beschloss, eine zweite Katze anzuschaffen. Also kaufte ich mir eine Zeitung und schaute nach einem Kater. Natürlich fand ich ein Tier, das zu verschenken war und fuhr sofort nach Hildesheim, um Smart abzuholen.

Dies war einer der großen Fehler in meinem Leben, denn jetzt ging der Ärger erst richtig los. Smart, eigentlich Maxwell Smart, war ein echtes Ekel. So lieb wie er auf den ersten Blick aussah, so hinterhältig und gemein war er zu mir, Garb und auch zu Sammy. Er gab sich wirklich alle Mühe, uns das Leben zur Hölle zu machen. Er traktierte Sammy so sehr, dass ich oft dachte, er bringt sie um. Aus diesem und verschiedenen anderen Gründen (siehe Tiere / Katzen / Maxwell Smart) brachte ich ihn dann weg.

Sammy & Smatrie Damit waren die Probleme aber keineswegs gelöst, denn nun rastete Sammy wieder völlig aus. Anstatt sich zu freuen, dass sie von diesen Tyrannen erlöst war, fing sie wieder an hysterisch durch die Wohnung zu fegen und zu weinen. Sie ging rein und raus, suchte Smart überall und kam nicht mehr zu Ruhe, nicht einmal Garb konnte sie trösten.

Am Wochenende war ich dann wieder in Schneeren und Elisabeth (die Besitzerin des Reiterhofes) fragte mich, ob ich ihr nicht eine Katze abnehmen könnte. Leute aus dem Dorf hatten die Kleine vor einer Woche mitgenommen und nun zurückgebracht. Von den anderen Hofkatzen wurde sie aber nun nicht mehr akzeptiert, und ob ich sie nicht mitnehmen wolle. Gut sagte ich, vielleicht verträgt sich ja meine Sammy gut mit ihr.

Ayesha Als ich mit klein Ayesha nach Hause kam, hatte ich erwartet, dass Sammy ausrastet vor Freude, wieder Gesellschaft zu haben. Ausgerastet ist sie auch, aber nicht vor Freude sondern vor Wut. Sie gebärdete sich wie eine Furie, tobte und fauchte und verließ dann stinksauer die Wohnung. 14 Tage blieb sie verschwunden.

Dann kam sie zurück : fett und vollgefressen. Offensichtlich hatte sich Sammy ein neues Zuhause gesucht. Sie kam auch nur vorbei, um zu kontrollieren, ob das verhasste Katzenkind noch in meiner Wohnung lebte. Als sie Ayesha erblickte, rannte sie wieder fauchend hinaus. Ich ging ihr nach und versuchte sie zu überzeugen, das Ayesha wirklich ein nettes Kätzchen sei. Sammy blieb noch eine halbe Stunde, dann verabschiedete sie sich für immer.

Es ist wirklich nicht leicht, in einen Katzenkopf hineinzuschauen und zu erraten, was sie sich wirklich wünscht. Ich habe Sammy also ziehen lassen, denn ich wusste ja, dass sie schon einen neuen Dosenöffner gefunden hatte.

Sammy In Grunde genommen konnte ich ihre Entscheidung ganz gut akzeptieren. Sie kam zu mir und lebte mit mir zusammen. Sie bleib 2 Jahre, weil sie sich wohlfühlte und es so wollte. Dann zog sie wieder aus, weil sie andere Vorstellungen von ihrem Leben hatte und es ihr offensichtlich wo anders besser gefiel.

Ist es nicht auch irgendwo schön, dass so ein Tier seinen eigenen Kopf hat und selbstständige Entscheidungen fällen und diese auch noch umsetzen kann....