Joker

begegnete uns zum ersten mal bei einem unserer Abendspaziergänge. Er saß im Gebüsch und beobachtete, wie ich mit Leo spielte. Da er ein sehr neugieriger Kater war, kam er angelaufen und wollte mit spielen. Leo und ich waren recht irritiert, wer war dieser Fremde? Aber Joker überzeugte uns sehr schnell, dass er ein freundlicher, verspielter netter Kerl sei, und so tobten wir mit ihm zusammen auf der Wiese herum. Von diesem Tag an begleitete uns Joker häufig auf unseren Spaziergängen. Da es noch Winter war, und unser ständiger Wintergast Francis auch in der Gegend herum stromerte, kam es oft vor, das ich mit zwei Katzen losging und mit vieren nach Hause kam.

Im Frühjahr wurde Joker ein ständiger Gast in unserer Wohnung. Anfangs fand ich ihn ja recht süß, aber da er nicht kastriert war, stanken mir seine Besuche bald (im wahrsten Sinne des Wortes). Er markierte alle Wände, Schränke und Türen in meiner Wohnung - da kann einem auch die größte Tierliebe vergehen. Merkwürdig war, dass er ein Halsband trug, nur leider ohne Adresse. Also machte ich ihm einen Zettel ans Halsband, mit der Bitte, seine Besitzer mögen sich bei mir melden - nichts passierte.

Der Zettel war am nächsten Tag verschwunden, aber niemand rief an. Dieses Spielchen wiederholten wir so lange, bis Joker kein Halsband mehr trug. Also machte ich ihm ein anderes Halsband um, wieder mit einer netten Botschaft an die Besitzer. Joker kam am nächsten Tag wieder - ohne Halsband.

Nun wurde mir die Geschichte aber wirklich zu dumm und ich beschloss, ihn halt auf eigene Faust (und Kosten) kastrieren zu lassen. Als ob er geahnt hätte, was ich vor hatte, war Joker plötzlich verschwunden. Vier Wochen ließ er sich nicht blicken. Nun ja, dachte ich, entweder sind die Besitzer umgezogen oder haben ihn weggegeben. Doch Joker kam zurück. Völlig abgemagert mit stumpfem Fell stand er plötzlich wieder in meiner Wohnung. Jetzt reichte es mir aber wirklich. Ich schnappte mir Joker und führ mit ihm zu unserer Tierärztin.

Sie war reichlich erschrocken, über den schlechten Zustand, indem sich der Kater befand. Er wurde nun kastriert, bekam eine Wurmkur und eine Aufbauspritze. Am nächsten Morgen holte ich Joker von der Tierärztin ab. Kaum Zuhause düste er völlig verstört aus der Wohnung ins Freie. Wir haben Joker nur noch ein mal wiedergesehen und dann nicht mehr ....

Mir tat der arme Junge wirklich leid, aber was hätte ich sonst noch für ihn tun können ?

Ihn der Wohnung gefangen halten - ich glaube das wäre weder für Joker, noch für meine Katzen, noch für mich eine Lösung gewesen. Ihn ins Tierheim bringen, wo er mit anderen Katzen in einen Zwinger für wer weiß wie lange gesperrt wird - ich glaube damit hätte ich ihm auch keinen Gefallen getan. Wenn er hungrig gewesen wäre, hätte er ja wieder bei uns Futtern können - aber ich denke, er hat für sich selber einen andere Lösung gefunden.