Black JackJakko hörte ich nun schon 4 Wochen lang jede Nacht. Er schlich sich in die Küche und futterte sich durch. Doch jedes Mal, wenn ich aufstand, um mir unseren Besucher mal anzuschauen, war er auch schon verschwunden. Also griff ich zu meinem Standardtrick und stellte die Katzenklappe so ein, das zwar jede Katze rein, aber keine wieder raus konnte. So, dachte ich, dann wollen wir uns den Futterdieb mal aus der Nähe anschauen. Jakko kam brav wie jede Nacht rein und stürzte sich aufs Futter. Als er mich hört, wollte er fliehen, aber die Katzenklappe war ja verschlossen. Völlig panisch rannte Jakko durch die Wohnung. Er sprang dann aufs Fenstersims der Diele, blieb dort sitzen und fauchte mich bösartig an. Oh, dachte ich, das muss ja ein altes Tier sein, ihm fehlen ja zwei Reißzähne. Langsam nährte ich mich und streichelte ihn erst mal mit einem Stofftier (schließlich wollte ich mir von seinen langen, scharfen Krallen nicht meine Hand aufschlitzen lassen). Er beruhigte sich, denn er merkte, dass ich ihm nichts böses antun wollte. Vorsichtig nahm ich ihn auf den Arm und untersuchte ihn genauer. Er war kastriert, musste also schon mal einen Besitzer gehabt haben. Sein schwarzes Fell war durchsetzt von weißen Stichelhaaren, wodurch er deutlich älter wirkte. Über dem rechten Auge klaffte eine tiefe Wunde, die allerdings schon etwas älter aussah und nicht entzündet war. Offensichtlich war der arme Kerl verunfallt. Vielleicht hatte er durch die Kopfverletzung die Orientierung verloren und fand nun nicht mehr nach Hause - war so etwas möglich? Nun ja, nachdem Jakko und ich uns erst mal angefreundet hatten, wollte er auch gleich bei uns einziehen. Von mir aus war das schon in Ordnung, aber was würden meine Mädels dazu sagen? Also überließ ich meinen Katzen die Entscheidung. Mit Leo kam Jakko zurecht, sie machten so eine Art Waffenstillstandsvertrag : Ich tue dir nichts- wenn du mir auch nichts tust! Er kam zwar jeden Abend auf unseren Spaziergang mit, lief auch perfekt bei Fuß und war ein Engel auf Erden, aber kaum zuhause angekommen ging er wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nach : Schlafen. Ich hatte überall bei uns im Ort Zettel aufgehängt und an die umliegenden Tierärzte Briefe geschrieben, dass uns dieser schwarze Kater zugelaufen war. Den Besitzer fanden wir nicht, oder besser gesagt, vielleicht wollte Jakko nicht in sein altes Zuhause zurück. Ein paar Kinder meldeten sich, das ihr Kater verschwunden wäre und die Beschreibung unseres Jakko auf deren Verschollenen zutreffen würde. Jakko, der auf das leiseste Flüstern von mir sofort angewackelt kam, blieb unauffindbar, wenn die Kinder kamen und nach ihm suchten. Sobald sie jedoch wieder weg waren, stand Jakko plötzlich neben mir. Dieses Spielchen wiederholten wir drei mal. Die Kinder waren stink sauer auf mich, weil ich ihnen Jakko nicht in Handschellen auslieferte, aber ich gestehe auch jedem Tier seine frei Entscheidung zu. Diese Kinder wohnten nur knapp einen Kilometer von meiner Wohnung entfernt, wenn Jakko wirklich ihr Kater war, was hinderte ihn dann daran, einfach nach Hause zu gehen? Außerdem gehe ich davon aus, wenn Jakko auf mein Rufen hört, aber auf das der Kinder sich in Luft auflöst, kann das nur bedeuten, dass er sie nicht kennt oder aber sie sehr gut kennt und meine beiden fauchenden Katzen der Gesellschaft dieser Kinder vorzieht. Wie dem auch sei, Jakko wollte bei uns wohnen und lebt bis heute noch in unserer Katzengemeinschaft. Allerdings sagte mir unsere Tierärztin, das Jakko nicht ein steinalter Opa ist, wie ich vermutete, sondern in unserem Katzenrudel mit ca. 6 Jahren der Jüngste ist. So viel zu meiner großen Ahnung von Katzen! |