Freddy

war mein Pflegepony, das mir quasi das Reiten beigebracht hat.

Im zarten Alter von 9 Jahren entdeckte ich meine Liebe zu Pferden und begann mit Reitstunden. Als Kind erreicht man recht schnell den Status, das man sich auf dem Pferd sicher fühlt. Da keine Ängste mein Handeln blockierten, war ich einfach nur neugierig, wollte alles ausprobieren und lernen.



Reitstunden in der Halle waren ja ganz nett, aber viel mehr Spaß machte es mir, mit einem Pony durch den Wald zu düsen - um so schneller um so besser. So gingen meine Freundin Annette und ich ständig im Ponystall ein und aus und waren dort bald bekannt. Eines Tages ergab es sich, dass man für zwei Ponys Pfleger suchte und uns fragte, ob wir nicht Lust dazu hätten. Natürlich hatten wir das!

Ponypfleger zu sein war damals das Größte überhaupt. Wir hatten viel mehr Pflichten als Rechte, aber es machte uns riesigen Spaß. Die Aufgaben eines Ponypflegers sind
  1. den ganzen Tag Kinder, die reiten möchten, auf den Ponys durch den Wald zu führen
  2. Boxen ausmisten
  3. Stroh / Heu abladen
  4. Fegen
  5. Hof harken
Wenn man alles brav erledigt hatte, auf der Stallgasse kein einziger Strohhalm mehr lag und man den Misthaufen hätte mit der Wasserwaage vermessen können, ohne eine Abweichung festzustellen, durften wir eventuell mal eine halbe Stunde reiten.

Es war eine harte Zeit - von Ungerechtigkeiten geprägt. Aber wir Ponypfleger waren eine starke Gemeinschaft, die fest zusammenhielt und viel Spaß hatte.

In den Sommerferien mussten wir oft 6 Stunden am Tag Ponys führen, damit Geld in die Kasse des Reitstalls kam. Von den Eltern der Ponyreiter bekamen wir öfter ein Trinkgeld, so dass wir uns mal ein Eis oder ein Cola leisten konnten. Am Abend waren wir schon glücklich, wenn wir mit unseren Ponys grasen gehen durften.

Zum Ausgleich war im Winter kaum Reitbetrieb. Da saßen wir dann den ganzen Tag in der Sattelkammer, tranken heißen Tee aus Thermoskannen und sangen fröhlich Lieder. Abends "mussten" wir dann die Ponys bewegen, was jedes Mal in ein einziges Wettrennen ausartete. Natürlich war mein kleiner Schecke einer der schnellsten!

Dafür gab es mit Freddy andere Probleme. Er war kein Kinderfreund, und immer wenn ich oder ein anderes Kind seine Box betrat, stieg er und biss einen in den Hals. Was ich in dieser Zeit für blaue Flecken einstecken musste, spottet jeder Beschreibung. Trotzdem liebte ich ihn heiß und innig. Dadurch, dass wir sehr viel Zeit mit unseren Ponys verbrachten, baute sich eine sehr starke Beziehung zwischen uns auf.

Als wir größer wurden kam unweigerlich der Zeitpunkt, an dem wir zu schwer für die kleinen Shettis wurden. Wir gingen dann oft mit ihnen in den Wald und ließen sie frei laufen. Es war völlig ungefährlich, denn sie kamen auf Zuruf immer wieder zu uns zurück. Einmal wollten die anderen Pfleger meine Freundin ärgern und scheuchten ihr Pony vom Hof, doch Jonny lief nicht auf die Wiese zum Fressen, nein, er rannte immer wieder zu Annette zurück.