Seite an Seite Darsteller: Julia Roberts, Susan Sarandon
Regie: Chris Columbus
Laufzeit: 120 Minuten

Obwohl Seite an Seite 1998 das Rennen um eine Oscar-Nominierung verlor, verdient dieser ziemlich überzeugende, scharfzüngige Film, in dem es um das Ergreifen der zweiten Chance geht, selbst eine zweite Chance. Susan Sarandons Darstellung einer Mutter, deren Platz langsam aber sicher von der neuen Freundin ihres Ex-Manns (gespielt von Julia Roberts) eingenommen wird, hat einfach Biss, und es ist schade, dass ihr Leid gegen Ende des Films im Drehbuch an den Rand gedrängt und trivialisiert wird.

Anfangs wirkt die Bitterkeit, die zwischen der geschiedenen Mutter Jackie (Sarandon) und der schicken Modephotographin Isabel (Roberts) herrscht, noch wirklichkeitsnah. Dazu trägt vor allem die Aufrichtigkeit von Jackies Ex-Ehemann Luke (Ed Harris) sowie die emotionale Not ihrer Kinder bei, die durch die Scheidung ihrer Eltern am meisten zu verlieren haben. So stellt das Drama von Anfang an klar, dass die Kinder die wahren Opfer der Reibereien zwischen alter und neuer Liebe sind.

Regisseur Chris Columbus kann durchaus als Experte in Sachen familiärem Chaos mit keimfreiem Minimum an emotionalen Folgeschäden angesehen werden. (Er führte bereits bei Mrs. Doubtfire und Kevin -- Allein zu Haus Regie.) Diesmal gelingt es ihm jedoch tatsächlich, ein wenig tiefer als üblich vorzudringen und die Eifersucht und den Schmerz eine Mutter zu erkunden, die das Zepter an eine Jüngere übergeben muss, die ihren Platz als Ehefrau übernimmt. Glücklicherweise gelingt es dem Film, auch diese Seite des Konflikts anzusprechen.

Seite an Seite zeigt nicht nur, wie eingeengt sich eine ehrgeizige Karrierefrau von der Verantwortung fühlen kann, die sie plötzlich für die Kinder ihres Geliebten hat, sondern auch den allgegenwärtigen Schmerz, den das Ganze bei der Mutter der Kinder auslöst. Dieses Thema macht Millionen von zweiten Ehefrauen auf der ganzen Welt zu schaffen, und es gelingt Julia Roberts auch, im darauffolgenden Geplänkel ihre Verwirrung darüber zu vermitteln, dass ihre Anwesenheit plötzlich für selbstverständlich gehalten wird. Es ist jedoch Susan Sarandon, die den Film zu dem macht, was er ist. Sie ist einfach unerbittlich in ihrer Wut, und jeder andere Darsteller des Films, einschließlich des hervorragenden Ed Harris, wird von ihr an die Wand gespielt.

Um so bedauernswerter ist es, dass Hollywood gegen Ende einmal mehr einen Rückzieher macht und Susan Sarandon einfach eine unheilbare Krankheit an den Hals gedichtet wird. Anstatt die Beziehung zwischen Jackie und Isabel eine weniger positive Wendung nehmen zu lassen, nimmt der Film seinem vielversprechendsten Element mit einem wirklichkeitsfremden Ende den Wind aus den Segeln, weil er nicht mit den wahren Widrigkeiten des Lebens umzugehen weiß.

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