Ayesha Ayesha

Ayesha


habe ich nach einer Romanfigur von Henry Rider Haggard benannt : Ayesha, die unsterbliche Göttin. Dieser Name war recht passend, denn Ayesha entwickelte sich wirklich zu einer kleinen Göttin. Jeder weis, das Katzen ein sehr starkes Selbstbewusstsein haben, aber bei Ayesha konnte man schon nicht mehr von Selbstbewusstsein sprechen. Ayesha war einfach und das immer.

Ayesha Es ist ein großer Unterschied, ob man ein Tier von Kindesbeinen an kennt, oder es im Erwachsenenalter zu sich nimmt, und nichts über seine Vergangenheit weiß.
Ayesha kam als 6 Wochen alter Stöpsel zu mir. Erst war sie sehr krank (Katzenschnupfen) , aber sie erholte sich bald und entwickelte sich bestens. Sie lernte auch sehr schnell, wie sie sich bei mir durchsetzen konnte. Ayesha bat mich nie um etwas, sie forderte es ein ... und das so ausdrücklich, das sie keinen Widerspruch duldete.

Wenn sie zum Beispiel auf meinem Schoß saß , ich sie kraulte und nebenbei fern sah oder ein Buch las, tatzte ihre Pfote erst langsam und zärtlich in mein Gesicht. Wenn ich ihr daraufhin nicht meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte, schlug sie schon etwas doller zu. Reagierte ich immer noch nicht wunschgemäß, hatte ich ihre Krallen im Gesicht. Wenn ich es dann wagte, sie wütend von meinem Schoß zu schmeißen, redete sie Stundenlang nicht mehr mit mir, war tödlich beleidigt und ich musste lange Abbitte leisten, bevor sie mir meinen Fehlverhalten verzeihen konnte.

Ayesha Ayesha war absolut auf mich fixiert, ihre kleine Halbschwester Leo war für sie nie von großer Bedeutung gewesen. Ayesha schmuste ausschließlich mit mir und wenn sie mich mit Leo auf dem Schoß erwischte, ging sie wie eine Furie auf die kleine Leo los. Ich war eindeutig "ihr" Mensch und sie duldete keine Nebenbuhler. Selbst mein Freund bekam ihren Zorn zu spüren, wenn ich mich mehr mit ihm als mit ihr beschäftigte. Sie müsste der Mittelpunkt meines Lebens sein - und weh wenn nicht! Ayesha war so auf mich fixiert, dass sie sogar grünen Saltat fraß, wenn ich davon aß.

Ayesha Ich habe dieses Tier abgöttisch geliebt. Wer mit Katzen lebt weiß, dass sie durch ihre Mimik und Gestik sehr viel ausdrücken können und Miau nicht gleich Miau ist. Ayesha hatte einen riesigen Wortschatz. Leo kann nur ein klares Ja oder Nein sagen, damit weiß ich aber oft nicht genau, was sie eigentlich möchte. Ayesha konnte in ganzen Sätzen reden. Nie habe ich ein Tier erlebt, dass sich so differenziert ausdrücken konnte.

Ayesha Was mich allerdings oft traurig stimmte war, das Leo viel unter der überragenden Dominanz ihrer Halbschwester leiden musste. Die Beiden haben sich nicht geprügelt, das wäre auch unter Ayesha Würde gewesen, aber Ayesha hat Leo unausgesetzt in ihre Schranken verwiesen. Leo wurde dadurch ständig unterdrückt anstatt gefördert und hatte keine Chance, aus ihrer kleinen, von Angst beherrschen Welt, auszubrechen.

Da ich an den Wochenenden auf ihrem Geburtshof arbeitete, nahm ich die Mädels meistens mit. Leo fühlte sich auf dem Reiterhof sehr wohl, wohingegen Ayesha kein Verständnis dafür hatte, das ich sie nicht überall mit hinnehmen konnte. Wenn ich in der Küche saß und Kartoffeln schälte, saß sie auf meinem Schoß, wenn ich Fliesen legte, saß Ayesha neben mir, wenn ich auf's Klo ging , kam Ayesha mit. Aber dass ich sie auf die Ausritte mit den Kindern nicht mitnehmen konnte, wolle sie einfach nicht einsehen. Oder dass sie nicht bei mir sein durfte, wenn ich Reitunterricht gab, dafür hatte sie absolut kein Verständnis. Ich entschädigte sie für mein "ungerechtes" Verhalten dadurch, dass wir abends mit zusammen mit Leo lange Spaziergänge durch die Feldmark machten.

Ayesha Meine Katzen hören sehr gut, wenn ich Sonntags abends nach Hause fahren wollte, brauchte ich nur ihre Namen zu flüstern, und sie standen neben mir. Um so verwunderter war ich, als beide Mädels eines Abends nicht auftauchten. Sie waren inzwischen 10 Monate alt geworden und bekamen genau an diesem Wochenende in ihre erste Rolle. Ayesha habe ich immer gesagt : "Wenn du mal groß bist, suchen wir dir einen netten weißen Kater, denn ich wünsche mir von dir weiße Tigerbabys."

Ayesha Habe ich schon erwähnt, dass Ayesha und ich ein ganz besonderes Verhältnis zueinander hatten? Sie hat tatsächlich einen schneeweißen Kater gefunden, mit dem sie gerade mitten im Paarungsritual war. Ich weiß, diese Geschichte klingt ziemlich unglaubwürdig, aber genau so hat es sich damals zugetragen. Nie zuvor hatte ich in dem kleinen Dorf Schneeren einen weißen Kater gesehen, aber Ayesha hatte einen gefunden!

Ayesha Nun befand ich mich in einem schwierigem Gewissenskonflikt : Beide Katzen waren mit ziemlicher Sicherheit schwanger - was sollte ich tun ? Ich hatte ärgste Befürchtungen, das Leo keine gesunden Babys zur Welt bringen konnte. Sie war so lange körperlich zurückgeblieben, und von Babyalter an mit Antibiotika vollgepumpt worden, dass mir eine Schwangerschaft als zu großes Risiko erschien. Wenn sie die Babys nun tot zur Welt bringen würde und dann zusehen müsste, wie Ayesha ihre gesunden Kinder aufzieht - nein, das konnte ich Leo nicht antun. Wenn beide aber jeweils nur vier gesunde Babys zur Welt bringen würden , hätte ich 10 Katzen! Von wie vielen würde ich mich trennen können? Ich überlegte hin und her und kam zu dem Entschluss, dass es in keinem Fall eine gute Idee wäre, den Nachwuchs auszutragen.

Ayesha & Leo Also gingen wir zum Tierarzt und beide Mädels wurden kastriert. Der Tierarzt meinte, meine Entscheidung wäre richtig gewesen, Leo hätte keine gesunden Kinder zur Welt bringen können. Er zeigte mir die beiden Eierstöcke der Katzen, und wie bereits vermutet, war der Eierstock von Leo stark unterentwickelt, nicht mal ein viertel so groß wie der von Ayesha. Leo hatte sich zwar äußerlich völlig normal entwickelt, aber innerlich war doch noch einiges zurückgeblieben.

Es tat mir zwar für Ayesha unendlich leid, besonders weil sie sich ganz nach meinen Wünschen einen weißen Kater gesucht hatte. Und mal ganz im Vertrauen : Natürlich hätte ich liebend gerne süße kleine Katzenbabys gehabt, aber manchmal sollte man doch realistisch und verantwortungsbewusst handeln.